Erdgas – teuer wie nie
Speicherbestände historisch tief – Angst vor Lieferengpässen peitscht Preise weiter in die Höhe
Mit 2021 endet ein extremes Jahr an den Gasmärkten. Um Weihnachten kostet die Megawattstunde über 175 Euro – mehr als zehnmal so viel wie noch einige Monaten zuvor. Dank milder Temperaturen und einer geringeren Nachfrage bricht der Gaspreis zum Jahreswechsel um 25 Prozent ein. Vergleichsweise milde Temperaturen in Asien und sehr hohe Preise in Europa führen zu einer Umleitung von LNG nach Europa. In Folge erreichen Nordwesteuropa LNG-Liefermengen auf Rekordniveau. Dies beruhigt den angespannten Markt etwas. Im Januar reagiert der Markt weiter mit fallenden Preisen. Der Frontmarkt für das deutsche Marktgebiet handelt jetzt bei 75 €/MWh.
Trotz dieser Entwicklung ist davon auszugehen, dass die zusätzlichen Mengen an LNG das niedrige Speicherniveau in Europa nicht ausgleichen. Entsprechend wird mit einem hohen Gasbedarf für die Befüllung der Speicher im Sommer 2022 gerechnet. Der sich zuspitzende russisch-ukrainische Konflikt Anfang Februar verstärkt die hohe Volatilität der Gasmärkte. Mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine brechen sich beispiellose Preisbewegungen ihre Bahn. Im März werden an der europäischen Energiebörse EEX durchschnittlich 158 Euro pro MWH fällig. Im Februar waren es noch 82 Euro/MWh – ein Plus von 93 Prozent!
Zum Ende des Quartals nähern sich die europäischen Speicherstände dem Vorjahresniveau, wobei es hier starke regionale Unterschiede gibt.Deutschland ist extrem abhängig von russischem Gas mit einem Anteil von über 50 Prozent an der Gesamtmenge. Bei einem unvorhersehbaren Kälteeinbruch müsste die Nachfrage der Industrie gedrosselt werden, um die Versorgung der Haushalte zu stabilisieren. Entsprechend rückt die Versorgungssicherheit im nächsten Winter in den Fokus: Um diese zu gewährleisten, sollen europaweit neue Speicherfüllvorgaben eingeführt werden. Die EU plant, die Abhängigkeit von russischen Liefermengen deutlich zu vermindern, auch wenn die zeitliche Umsetzung noch unklar ist. Mit den Forderungen Putins, wonach Russland für seine Gaslieferungen an „unfreundliche Länder“ nur noch Rubel akzeptieren werde, setzen die Gasmärkte schließlich erneut zu Höhenflügen an. Ob die Notierungen weiter steigen, ist abhängig von weiteren Sanktionen gegen Russland und dessen Reaktionen darauf. Sollte es zu einem Stopp der Gaslieferungen kommen, sind neue Höchststände sehr wahrscheinlich.

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