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Flüssigerdgas: Kraftstoff der Zukunft?

Erdgas kommt in Pipelines zu seinem Abnehmer – normalerweise. Verflüssigt und auf Spezialschiffen transportiert, eröffnen sich neue Perspektiven für Erdgas – mit Auswirkungen für den gesamten Weltmarkt.

Erdgas ist in Deutschland einer der wichtigsten Energieträger: Knapp ein Viertel der hierzulande verbrauchten Energie wird aus Erdgas gewonnen. Im Gebäudesektor trägt es zu rund 40 Prozent zur Wärmeerzeugung und Warmwasseraufbereitung bei. Das Gas muss zu über 90 Prozent aus dem Ausland importiert werden, primär aus Russland, Norwegen und den Niederlanden. Es gelangt über Pipelines – entweder unter Wasser oder landbasiert – nach Deutschland. Mehrere tausend Kilometer solcher unterirdischen Gasleitungen verbinden Deutschland mit den Erdgasvorkommen in den Förderländern. Zur bestehenden Pipeline sollte Nord Stream 2 fertiggestellt werden und ab 2020 zusätzliches russisches Erdgas nach Europa leiten. Mit dem Anschlag auf Nord Stream 2 am 26. September 2022 ist diese Versorgungslinie aber von vornherein gekappt worden. Mit dem national wie international heftig und kontrovers diskutierten Projekt sollte eine langfristig verlässliche und günstige Energieversorgung sichergestellt werden.

Die Alternative - Flüssigerdgas

  • Seit etwa 15 Jahren ist der Gashandel zunehmend global geworden. Möglich macht dies die Abkühlung auf etwa minus 160 Grad: Bei dieser Temperatur verflüssigt sich Erdgas und schrumpft auf ein Sechshundertstel seines Volumens.
  • Es lässt sich somit in speziellen Behältern lagern und transportieren. Ein Tankschiff für LNG (Liquefied Natural Gas) fasst bis zu 265.000 Kubikmeter komprimiertes Gas und kann mehr als 1,5 Milliarden Kilowattstunden befördern, das entspricht dem Jahresbedarf einer Großstadt. Verflüssigung, Transport und Regasifizierung sind allerdings energieaufwändig.

Handelsvolumen von flüssigem Erdgas

Flüssigerdgas bringt den Gasmarkt in Bewegung. Es ermöglicht Förderländern wie Nigeria, Mosambik oder Peru die Teilnahme am weltweiten Markt und erleichtert rohstoffarmen Ländern wie Japan oder Südkorea die Einfuhr. Führende Exporteure unter den derzeit 19 LNG-exportierenden Ländern sind Katar und Australien.

  • Das Handelsvolumen für LNG wächst zehnmal so schnell wie die Gesamtenergienachfrage. Heute wird rund ein Fünftel des in Europa benötigten Gases als Flüssigerdgas auf dem Seeweg transportiert. Der Handel mit LNG wird weiter zunehmen. Mit wachsenden Anteilen am Markt – bis 2040 könnten es 40 Prozent sein – konkurriert LNG mit Pipeline-Gas und Erdöl.
  • Denn LNG schafft einen Markt nach neuen Regeln: Schiffe können verfügbare Freimengen dorthin liefern, wo gerade Nachfrage besteht und wo es am gewinnbringendsten verkauft werden kann. In Europa gibt es derzeit 28 Flüssigerdgas-Terminals, in denen LNG regasifiziert wird. Weitere Anlagen befinden sich im Bau. Bislang verfügt Deutschland über kein eigenes Anlande-Terminal, aktuell gibt es Planungen zur Errichtung solcher Anlagen in Brunsbüttel, Cuxhaven und Wilhelmshaven. So sollen die Versorgungsrisiken langfristig gesenkt werden.
  • Die USA, denen der Bau der Nord Stream 2 ein Dorn im Auge ist, versprechen sich davon viel: Fracking-Gas aus Amerika könnte russisches Gas aus der Leitung verdrängen. Besonders im Bundesstaat Louisiana, der über einen Zugang zum Golf von Mexiko verfügt, wurde in den letzten Jahren massiv investiert, um die Export-Kapazitäten für Flüssigerdgas auszubauen. Der Flüssigerdgas-Import aus den USA in die Europäische Union ist zuletzt drastisch gestiegen.

Flüssigerdgas und Umweltschutz

Umweltschützer zweifeln jedoch am Nutzen von LNG, dessen Förderung Methan freisetzt. Sie verweisen auf Methanlecks beim Fracking und auf die höhere Klimaschädlichkeit von Methan gegenüber Kohlendioxid. Ohnehin wird die Umweltbilanz von LNG beeinträchtigt durch den Einsatz großer Mengen Wasser und Chemikalien beim Fracking sowie den hohen Energieverbrauch bei der Verflüssigung und anschließenden Regasifizierung.

Vorteile von LNG (Liquefied Natural Gas)

LNG trumpft vor allem bei zwei Anwendungen auf: Schwerlast-Lkw und Schiffe können LNG tanken und damit große Reichweiten erzielen. Dabei fällt die Umweltbilanz positiv aus. So werden Schwefeldioxid, Kohlendioxid und Feinstaub vermieden, auch die Lärmemissionen fallen geringer aus. Eine Studie schätzt, dass der Gasbetrieb in der Schifffahrt bis zum Jahr 2040 weltweit rund 132 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen einsparen könnte, wenn 6.000 größere Schiffe mit LNG betrieben werden. Aktuell sind es noch weniger als 400.

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