MONTANA: Welche Vorteile bietet künstliche Intelligenz Ihrer Ansicht nach speziell für die Immobilienverwaltung?
Künstliche Intelligenz ist ein echter Gamechanger für die Immobilienverwaltung – auch wenn wir noch am Anfang stehen. Sie kann uns den Rücken freihalten bei Routineaufgaben, Standardprozesse schneller und sauberer abwickeln und die Kommunikation mit Kunden deutlich vereinfachen. Besonders spannend finde ich, wie KI uns unterstützen kann, Arbeitsabläufe intelligenter zu gestalten – ohne dabei den Menschen aus dem Blick zu verlieren. Klar ist aber auch: Datenschutz und ethische Standards gehören von Anfang an mitgedacht.
M: Wie lassen sich diese praxisnah nutzen?
Wenn ich an praxisnahe Anwendungen denke, fällt mir sofort der Chatbot ein. Aus Kundensicht ist das eine Wohltat: Kein mühsames Durchklicken durch Telefonmenüs – „Drücken Sie die 1, wenn …“ – sondern ein Gespräch, das sich natürlich anfühlt. Der Chatbot antwortet wie ein Mensch, erkennt das Anliegen und erzeugt auf Seiten der Immobilienverwaltung direkt eine Aufgabe. Und das Beste: Er schickt sie gleich an die zuständige Sachbearbeitung. Effizienter und kundenfreundlicher geht’s kaum, finde ich.
M: Wie finde ich eine Lösung, die zu meiner Organisation passt?
Das ist eine weitreichende Frage. Kurz gefasst: Zuerst sollte ich als Immobilienverwalterin oder -verwalter den Status quo ehrlich reflektieren. Wo stehen wir beim Thema Digitalisierung? Wie in jedem guten Projekt startet man mit einer realistischen Bestandsaufnahme – und schaut dann auf das Ziel.
Unverzichtbar ist dabei eine Machbarkeitsprüfung – oder einfacher gesagt: ein Ökocheck. Das klingt vielleicht komplex, ist es aber nicht.
Meine klare Empfehlung: Vorab eine KI-Schulung absolvieren. Drei Stunden reichen aus, um einen groben Überblick zu bekommen – auch dann, wenn man technisch nicht besonders versiert ist.
Danach lohnt es sich, die Schwarmintelligenz im Kolleg:innenkreis zu nutzen: Manche haben schon Erfahrungen mit KI-Lösungen gesammelt, andere stehen noch ganz am Anfang. Und wer lieber auf Bewährtes setzt, kann warten, bis das eigene Softwarehaus passende KI-Lösungen integriert.
Ich persönlich bin technikbegeistert – und finde schon allein den Chatbot oder die KI-gestützte E-Mail-Beantwortung so hilfreich, dass sich der Einstieg in jedem Fall lohnt.
M: Wie kann ich meinem Team bei der Nutzung helfen, um technologische Überforderung zu vermeiden?
Sie sprechen da einen wirklich wichtigen Punkt an. Ich bewege mich beruflich in zwei Welten – der Immobilienverwaltung und dem Human-Resources-Training – und genau das hilft mir, beide Seiten zu sehen: die sachliche und die menschliche.
Aus Erfahrung weiß ich, dass es unterschiedliche Menschentypen gibt. Einige sind offen für Veränderung, andere empfinden jede Neuerung als Belastung. Als Immobilienverwalter:in sollte ich mir dessen bewusst sein – und die Einführung von KI unbedingt als Projekt und als Change-Prozess begreifen.
Projektmanagement kümmert sich um die sachliche Umsetzung – Change Management um die emotionalen und psychologischen Bedürfnisse im Team. Dazu gehört vor allem eine ehrliche Bestandsaufnahme: Wen habe ich im Team? Was brauchen diese Menschen, um sich sicher zu fühlen?
Sobald ich das weiß, kann ich gezielt Trainingsformate entwickeln – maßgeschneidert für verschiedene Typen. Vor allem für jene, die mit Veränderung schwer umgehen, braucht es Begleitung. Und genau das halte ich für entscheidend: Mitarbeitende dort abzuholen, wo sie stehen, und ihnen einen Weg zu zeigen, auf dem sie sich wohlfühlen.
Denn am Ende gilt: Wir Menschen arbeiten am liebsten in unserer Komfortzone. Und die müssen wir auch bei technologischen Neuerungen erhalten – oder neu definieren.
M: Wo liegen die Grenzen – rechtlich, praktisch, menschlich?
Sie stellen genau die richtige Frage, wenn ich das so sagen darf. KI ist aktuell ein riesiger Hype – mit glühenden Befürwortern, entschiedenen Gegnern und einem breiten, noch zögerlichen Mittelfeld. Weil viele KI-Programme frei und oft sogar kostenlos zugänglich sind, entsteht schnell ein Wildwuchs, dessen Konsequenzen für Unternehmen schwer abschätzbar sind.
Deshalb bin ich ein großer Freund von proaktivem Handeln. Die DSGVO ist dabei ein zentrales Thema – ebenso wie die kommende KI-Verordnung. Beides gehört meiner Meinung nach verpflichtend geschult, bevor man über konkrete Anwendungen entscheidet.
Besonders wichtig ist mir der menschlich-ethische Aspekt: Was passiert mit den Informationen, die ich einer KI anvertraue? Im privaten Umfeld mögen wir das unterschiedlich handhaben – im Unternehmenskontext braucht es klare Regeln. Arbeitgeber sollten hier mit gutem Beispiel vorangehen und ihren Teams Schulungen anbieten. Nur so können Grenzen erkannt, Risiken eingeordnet und der praktische Nutzen verantwortungsvoll genutzt werden.