In der zweiten Junihälfte trieb die Eskalation des Konflikts zwischen dem Iran und Israel die Erdgaspreise spürbar nach oben. Das Eingreifen der USA ließ den Preis am 24. Juni auf den höchsten Stand seit April steigen. Bis zum Monatsende gaben die Preise infolge der vereinbarten Waffenruhe wieder nach.
Zum Quartalsbeginn waren die europäischen Gasspeicher zu etwa 35 % gefüllt, in Deutschland lag der Wert bei rund 29 %. Bis Ende Juni stiegen die Füllstände auf knapp 50 % (Deutschland) bzw. knapp 60 % (EU) – beides deutlich unter dem Fünfjahresdurchschnitt.
Obwohl die ökonomischen Bedingungen für eine stärkere Einspeicherung sprechen, verläuft diese bislang schleppend. Die Versorgungslage für den kommenden Winter rückt daher zunehmend in den Fokus. Die EU plant, die Gasspeicherverordnung zu verlängern und das Füllziel von 90 Prozent beizubehalten. Allerdings soll das Ziel nicht mehr zum Stichtag 1. November gelten, sondern flexibel im Zeitraum zwischen 1. Oktober und 1. Dezember erreicht werden.
Auch politisch bewegte die EU-Kommission den Markt: Sie kündigte an, russische Gasimporte bis spätestens 2027 beenden zu wollen. Ab 2025 sollen neue Verträge und Spotgeschäfte verboten werden. Umsetzung und Zustimmung innerhalb der EU sind aber noch offen, da sich einzelne Mitgliedstaaten aufgrund ihrer Abhängigkeit von russischem Pipelinegas gegen das Embargo wehren.
Preistreibend wirken zudem durch Wartungsarbeiten vorübergehend deutlich reduzierte Gasexporte aus Norwegen. Beispielsweise bleibt das norwegische Hammerfest-Terminal bis Mitte Juli außer Betrieb; es steht für rund fünf Prozent der norwegischen Gasexporte.
Dem gegenüber steht ein nach wie vor hohes LNG-Angebot, insbesondere aus den USA, das die Versorgungssicherheit in Europa deutlich erhöht. Die nachlassende LNG-Nachfrage aus Asien entlastet das globale Angebot. Zudem belasten der ungelöste Zollkonflikt zwischen den USA und China sowie schwache wirtschaftliche Indikatoren die Nachfrageaussichten.
Insgesamt prägen volatile Impulse das Marktumfeld für Erdgas. Das Preisniveau könnte sich bei weiteren geopolitischen Angebotsrisiken und wetterbedingt gesteigerter Nachfrage auf dem aktuellen Niveau behaupten, während ein anhaltend hohes LNG-Angebot sowie eine schwächere Industrienachfrage das Aufwärtspotenzial begrenzen.
Robert Duranec
Leiter Handel und Portfoliomanagement bei MONTANA Energieversorgung
Robert Duranec ist seit über 18 Jahren im Energiehandel tätig und verantwortet die Energiebeschaffung und Bewirtschaftung von MONTANA. Er teilt sein tiefgreifendes Marktwissen zu Erdgas- und Strom.

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